Hallo, ich bin Änni Hau, die Beziehungsarchitektin. Ich arbeite mit Menschen, um deren Beziehung zu sich und damit auch zu anderen Menschen zu verbessern.
Eventuell wird sich unserer beider Beziehung an dieser Stelle aber auch schon wieder trennen. Denn ich muss dir was sagen: den oder die Richtige gibt es gar nicht.
Wenn du das glaubst, kannst du hier gerne aufhören weiterzulesen.
Sollte dich allerdings meine Erklärung dafür, warum es den oder die richtige nicht gibt und auch nicht geben kann, interessieren, freue ich mich, wenn du dranbleibst.
Wir schließen immer alle gerne von uns auf andere. Ist ja auch naheliegend und einfach. Deshalb mache ich das auch mal.
Ich hab schon immer daran gezweifelt, dass es den oder die eine richtige geben soll, nur war mir das halt früher nicht so bewusst und so klar wie heute. Heute kann ich dir auch erklären, warum ich so fühle und denke. Ich bin ein Mensch, der sich gerne schnell und viel weiterentwickelt. Das heißt im Klartext: der Mensch, der ich jetzt bin stimmt vielleicht noch zu 15 oder 20% mit dem Menschen überein, der ich vor 20 Jahren mal war. Vor 20 Jahren dachte ich aber zumindest, dass es einen Menschen gibt, mit dem ich bis zu meinem Lebensende zusammenbleiben werde. Das hat sich leider als Irrtum herausgestellt. Allerdings habe ich über mich gelernt, dass ich ein Langzeitbeziehungstyp bin. Ich mag es Menschen in der Tiefe kennenzulernen und wenn mir etwas an einer Beziehung liegt, bin ich bereit viel zu investieren um sie aufrecht zu erhalten. Dazu habe ich mich in der Vergangenheit oft „verbogen“. Es gab Handlungen gegen meine persönliche Überzeugung, aber für die Beziehung. Die waren damals alle gut und richtig so.
Sie haben alle dazu beigetragen, damit ich mich kennenlernen konnte und lernen konnte, was ich will und was nicht.
Wenn nun aber einer meiner Ex-Partner zu der jeweiligen Zeit der Ansicht war, dass ich DIE RICHTIGE bin, wird er wahrscheinlich mit der Person, die ich jetzt bin gar nichts mehr anfangen können, gerade weil ich mich so sehr weiter entwickelt habe.
Mir kommt da gerade ein Kaffee Trinken mit einem meiner Exen in den Sinn. Ich habe zu etwas meine Meinung geäußert und bekam die Frage gestellt, seit wann ich denn so „zickig“ geworden wäre. Im Nachhinein hätte ich gerne gesagt, dass ich nicht „zickig“ geworden bin, sondern einfach nicht mehr so agiere, wie er es sich wünscht.
Genau das ist der springende Punkt: wenn wir jemanden kennenlernen, schließen wir von uns auf andere. Wir projizieren unsere Vorstellungen auf den anderen. Wir haben unseren Seelenverwandten gefunden. Wir vergleichen uns. Wir versuchen uns aneinander anzugleichen. Wir entwickeln uns beide weiter. Bis es plötzlich plöpp macht und der Hormoncocktail langsam aus dem Blut entweicht. Und…das ist jetzt kein Scherz…es ist wissenschaftlich untersucht worden, d.h. es sind verliebten Paaren Blutproben entnommen worden um deren Hormonzusammenstellung im Blut zu analysieren. Wenn man bei dieser Untersuchung nicht gewusst hätte, dass die Leute verliebt sind, hätte man bei der Hormonzusammensetzung ohne mit der Wimper zu zucken im psychiatrischen Kontext 5mg Haloperidol verabreichen dürfen (Anmerkung der Autorin: Haloperidol ist ein Antipsychotikum und wird bei Menschen mit schizophrenen Schüben eingesetzt, die durch den gleichen Abfall von Serotonin verursacht werden wie bei der Verliebtheit – wer hier weiterlesen möchte, dem empfehle ich den Artikel aus der Apotherzeitung:
Sex & Drugs & Neurobiology
(deutsche-apotheker-zeitung.de))
Ich hab das Thema übrigens in einem früheren Podcast schon mal aufgegriffen. Falls du Lust hast noch mehr dazu zu hören:
Podcast #14 – What is love?
In dem Artikel wird auch wunderbar wissenschaftlich erklärt, wie sich die Hormone im Verlauf einer Beziehung – also wenn die Verliebtheit sozusagen zur Liebe wird – verändert.
Manchmal passiert das aber gar nicht. Die Verliebtheit wird nicht zur Liebe. Die erste Begeisterung für den neuen Menschen ebbt ab, man stellt fest, dass der oder die andere doch nicht so toll ist, wie man in der Verliebtheitsphase gedacht hat. Man trennt sich. Gerne mit den Worten: Dann war sie/er halt nicht der/die Richtige.
Wenn du weiterhin nach dem oder der Richtigen suchst, verweigerst du sowohl dir als auch deiner Partnerin oder deinem Partner die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln.
Vor allem, wenn du dich weiterhin an dem festklammerst, in das du dich scheinbar verliebt hast. Hierzu fällt mir die Aussage ein: „Sie ist halt nicht mehr die Frau, in die ich mich damals verliebt habe.“ Doch! Sie als Person ist doch die gleiche geblieben. Das, was sich verändert hat ist, wie du über sie denkst.
So wie wir über eine Sache denken, so entwickeln sich auch unsere Gefühle dazu. Wenn du jeden Morgen aufwachst und denkst: “Oh nein, der schon wieder“, wirst du irgendwann einfach nur noch mega genervt sein von deinem Partner.
Dazu fallen mir drei schöne Übungen ein um das zu ändern.
Die eine ist das „Danke des Tages“. Die hab ich tatsächlich letztes Jahr um die selbe Zeit mal täglich gemacht und gepostet: Du überlegst dir einfach jeden Tag (am besten, wenn du abends in Ruhe im Bett liegst) wofür du an diesem Tag dankbar bist. Gerne auch in Verbindung mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Ich bin z.B. dankbar dafür, dass mein Partner und ich zwei getrennte Wohnungen haben. So können wir die Wünsche nach Nähe und Distanz super selbst steuern und sind nicht abhängig von Umständen, die wir nicht beeinflussen können.
Mir fallen übrigens jeden Tag neue „Danke des Tages“ ein. Soviel kann ich gar nicht posten, wie mir da so einfällt.
Wenn du gerade keinen Partner hast, kannst du auch einfach dankbar sein für gute Freunde. Die sind auch super wichtig. Oder eine tolle Familie. Oder was auch immer dir einfällt. Ich hatte eine Phase in meinem Leben, in der ich keinen festen Partner hatte und auch keine engen Freunde. Darüberhinaus befand ich mich auch noch in einer persönlichen Krise. In der Phase war ich dennoch jeden Tag dankbar. Ich war dankbar für einen Job, der mein Leben finanziert und ein Dach über dem Kopf. So profan es immer klingt. Du darfst auch dankbar sein, dass du gesund bist. Auch wenn wir das als selbstverständlich erachten, so selbstverständlich ist es nicht.
Die zweite Übung nennt sich Reframing und kommt aus der neurolinguistischen Programmierung, kurz NLP genannt. Beim Reframing setzt du eine Situation in einen anderen Kontext. Du baust also einen anderen Rahmen drumherum. Ich habe lange nach einem Reframing-Beispiel gesucht. Jetzt hab ich eins gefunden: eigentlich wollte ich ein Beispiel aus dem Alltag mit meinem Partner und mir nehmen, aber da war irgendwie nichts Gutes dabei. Deshalb hier der Klassiker: Dein Partner lässt die Zahnpasta-Tube offen. Du hast ihm schon auf alle erdenkliche Art und Weise gesagt, dass dich das stört, aber er lässt es einfach nicht sein. Tja, beim freien Willen kommen wir halt an unsere Grenzen. Du darfst jetzt aber dieses Verhalten in den neuen Rahmen setzen: er putzt sich wenigstens die Zähne. Jedes Mal, wenn du also eine offen gelassene Tube Zahnpasta im Bad liegen siehst, darfst du von nun an denken: ich freue mich, dass mein Partner Wert auf Hygiene legt und sich die Zähne putzt. Probier das mal aus. Das ist wie mit allem. Es braucht ein bisschen Übung, aber ich verspreche dir, dass es noch ein paar Wiederholungen sehr gut funktioniert.
Und die dritte Übung ist die Wertschätz-Fee. Diese Übung habe ich tatsächlich mit meinem Partner vor kurzem gemacht. Man kann sie immer wieder mal zwischendrin machen. Stellt euch vor, es kommt eine Fee mit einem Zauberstab. Diese Fee kann Verhaltensweisen oder Eigenschaften von einem Menschen auf einen anderen übertragen. Welche Verhaltensweise oder Eigenschaft würdest du dir von deinem Partner wünschen? Mein Partner sagte mir damals, dass er sich gerne so in Menschen reinfühlen könnte wie ich. Ich sagte ihm, dass ich gerne seine Disziplin hätte. Und? Was ist es bei euch?
Meiner Meinung nach dürfen wir alle lernen, dass lieben eine aktive Entscheidung ist.
Gerade in den letzten Tagen ist jemand anmich herangetreten und hat sich darüber beschwert, dass eine andere Person jemanden, der bereits verstorben ist noch liebt. Diese Person hatte dafür kein Verständnis. Ich habe dieses Verständnis. Es gibt einige Menschen in meinem Leben, die auch ich immer noch liebe, obwohl sie schon von uns gegangen sind. Warum sollte Liebe mit dem Tod aufhören? Die Liebe über den Tod hinaus ist eine Art der bedingungslosen Liebe, denn der Tote kann dich einfach nicht mehr zurück lieben.
Das Gefühl entsteht bei mir und hat mit dem anderen relativ wenig zu tun. Nur leider scheint das vielen nicht klar zu sein. Unter diesem Aspekt kann ich dir nur raten: liebe bedingungslos. Das Leben liebt dich auch bedingungslos.
Natürlich passiert es immer wieder, dass Menschen im Laufe einer Beziehung feststellen, dass es Verhaltensweisen am anderen gibt, mit denen sie auf Dauer nicht mehr leben können. Wenn das bei dir so ist, darfst du gerne aus der Beziehung gehen.
Womit wir wieder beim Eingangsthema wären. Wenn du in eine Beziehung gehst mit der Erwartungshaltung, dass er oder sie der oder die Richtige sein müssen kannst du nur enttäuscht werden. Und du verhinderst durch diese Einstellung sowohl dein als auch das Wachstum deines/deiner Partner:in.
Ich habe dazu übrigens den Lerne-Lieben-Letter kreiert. Wenn du Lust hast jeden Monat zu einem speziellen Thema Infos von mir zu bekommen, wie du bedingungslos lieben lernen kannst, dann abonniere gerne meinen Newsletter. Den Link dazu findest du auf der Startseite.
Ich war gestern auf einer Veranstaltung, auf der ich nach meinem Job gefragt wurde. Als ich sagte, dass ich Beziehungscoaching mache, hieß es: Oh, das ist gut. Die eine Person hier ist nämlich noch Single.
Ich antwortete darauf, dass ich ihr zwar ein paar Tipps geben könne, aber kein Dating-Coach sei. Dafür gibt es andere.
Wobei ich auch hier wieder eine kleine Warnung aussprechen möchte. Ich bin beim Durchforsten von Spotify auf einige „Coaches“ gestoßen, die aus meiner Perspektive sehr seltsame Tipps geben. Wenn ihr auf der Suche nach einem aus meiner Sicht seriösen Dating-Coach seid, kann ich euch eine Kollegin explizit empfehlen. Melde dich einfach bei mir und ich geb dir ihre Kontaktdaten.
Den Artikel/Podcast beenden möchte ich gerne mit einem Zitat einer homosexuellen CIS-Frau, die sagte:“ Ich habe es mit ein paar Männern versucht. Ja, es waren alle die Richtigen. Nur nicht für mich.“
Wenn ein Pinguin und ein Löwe zusammen sind, sind beide die Richtigen, nur wird eine funktionierende Beziehung zwischen den beiden schwierig bis unmöglich.
In diesem Sinne sende ich dir beziehungsarchitektonische Grüße,
Deine Änni
PS: Vielen Dank für das Jingle an Michael M. Jung, Garden of Delight,
www.god-band.de